Nach der Wende, im Jahr 1991, konnte endlich die dringend erforderliche Neueindeckung des Pfarrhauses mit Naturschiefer erfolgen.
Ein großes Ereignis für den Ort unserer Kirchgemeinde war die Feier zum 300-jährigen Bestehen unserer Kirche am 6. September 1991. Der Festgottesdienst mit vielen Gästen war der Höhepunkt der zahlreichen Veranstaltungen.
Der Abschiedsgottesdienst von Pfarrer Schiefer fand am 3. Juli 1994 statt. Er ging am 7. Juli 1994 als Pfarrer in die Lutherkirche nach Radebeul. Die Vakanzzeit überbrückte Pfarrer Seltmann aus Rübenau.
Nach dem Pfarrstellenwechsel von Pfarrer Schiefer wurden die Pfarrwohnung modernisiert und eine Ölheizung eingebaut. Die Vakanzzeit beendete Herr Tobias Weisflog aus Zschopau, der vom Predigerseminar aus Lückendorf kam. Der Einführungsgottesdienst fand am 19. Februar 1995 statt. Die Ordination erfolgte am 13. August 1995 in der Kirche zu Satzung. Durch die schwierige Finanzsituation und den Sparkurs der Landeskirche wurde eine Pfarrstelle eingespart. Für die Kirchgemeinde Kühnhaide/Reitzenhain endete damit die seit dem 24. August 1607 zu 100 % bestehende Pfarrstelle. Sich einen Pfarrer „teilen“ zu müssen, bedeutete für beide Kirchgemeinden einen deutlichen Einschnitt.
Trotz der auch für Pfarrer Weisflog nunmehr doppelten Belastung nahm er 1995 mit dem Kirchenvorstand verschiedene Baumaßnahmen innen und außen an der Kirche in Angriff. So wurde die zum Teil gefährdete Dachkonstruktion der Kirche saniert und die Sakristei vollkommen erneuert. Weiterhin begann die Teilwiederherstellung des Raumes der alten Sakristei unter dem Herrenstuhl. Damit verbunden waren umfangreiche Sicherungsarbeiten am Gewölbe, Sperrung gegen Nässe und Hangwasser. Die Gesamtkosten betrugen 182.000 DM.
Im Monat Dezember 1996 wurde Pfarrer Weisflog zum Jugendpfarrer des Kirchenbezirkes Marienberg berufen wodurch sein Dienst sich noch umfangreicher gestaltete.
Bei der Sanierung des Kirchendaches stellte man fest, das die seit einigen Jahren bekannten Schäden an der Holzkonstruktion der Turmkuppel schnellstens behoben werden müssen. Da kurzfristig staatliche Fördermittel bereitgestellt wurden, begannen die Arbeiten im März 1997. Zuerst wurde die alte Turmlaterne bis auf die Oberkante der Turmzwiebel manuell abgetragen. Am 15. März 1997 um 9:00 Uhr erfolgte die feierliche Öffnung der Turmkugel unter Beteiligung von ca. 45 Gemeindegliedern, Bauleuten und Gästen. Die Öffnung erwies sich als sehr schwierig. Das vergoldete Kreuz musste ausgelötet werden und wurde von Gürtlermeister Höppner aus Pirna neu angefertigt. Nach der Sanierung der Turmtragekonstruktion wurde die Holzverschalung an der Turmkuppel ausgebessert. Die in der Werkstatt original nachgebaute neue Turmlaterne ist mit einem Kran aufgesetzt worden. Der Zwiebelturm bekam neue Turmfenster und ist mit Thüringer Naturschiefer neu eingedeckt worden. In Verbindung mit der Turmsanierung wurde auch die Kirchturmuhr, welche vermutlich aus dem Jahr 1790 stammt, originalgetreu restauriert. Am 26. April 1997 konnte die zahlreich anwesende Gemeinde mit großer Freude und Dankbarkeit der feierlichen Aufsetzung des neu vergoldeten Kreuzes mit Turmkugel zusehen. Vorher ist die Kupferkartusche mit den Dokumenten und Münzen sowie einer 5. Nachricht in den Turmknopf eingelegt worden. Somit war die 4. Kirchturmsanierung im'Wesentlichen beendet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 268.000 DM.
In der Kirchenvorstands-Sitzung am 21. Mai 1997 wurde durch einstimmigen Beschluss des Kirchenvorstandes der traditionelle Konfirmationstermin vom Palmsonntag auf den 2. Sonntag nach Ostern festgelegt (gültig ab 1998). Schwerpunkt im Jahr 1998 war der Einbau der neuen Ölheizung in unsere Kirche. Die Beheizung erfolgte jetzt mit Warmwasser durch Heizkörper unter den Sitzbänken und in den Fensternischen.
In der Kirchenvorstands-Sitzung am 19. November 1998 stimmte der Kirchenvorstand dem Schwesternkirchverhältnis zwischen den beiden Kirchgemeinden Kühnhaide/Reitzenhain und Satzung einstimmig zu. Anfang 1999 wurde die Pfarrstelle von Kühnhaide/Reitzenhain und Satzung für Pfarrer Weisflog bestädigt.
Nach der Reinigung der Sandsteine ist das Kirchenportal 1999 vom Steinmetzmeister Löschner aus Ansprung restauriert worden.
Am 27. Juni 2000 fand eine Gemeindeversammlung in der Kirche statt. Hier wurden zwei Vorschläge der ursprünglichen Ausmalung der Kirche, die vom Denkmalschutz für gut befunden wurden, vom Restaurator Herrn Alpha aus Schellenberg für die Kirchenausmalung vorgestellt. Einer Variante wurde zugestimmt.
Im August konnte die elektrische Läuteanlage der mittleren Glocke durch die Fa. Schmidt aus Berlin fertiggestellt werden. Nach jahrelanger Unterbrechung gab es wieder das Gebetsläuten dreimal täglich.
Am 15. November 2000 erfolgte ein Spendenaufruf an alle Einwohner der beiden Gemeinden Kühnhaide und Reitzenhain für die Innenrenovierung der Kirche. 527 Personen bzw. Haushalte wurden angeschrieben. Die Spendenbeteiligung lag bei 68 % und erbrachte innerhalb von 6 Monaten 33.000 DM. Der Grundstein für die Renovierung im Jahr 2001 war gelegt.
Am 20. Mai 2000 fand das 1. Gemeindefest der Kirchgemeinde in der Turnhalle statt, welches seitdem zur festen Tradition geworden ist.
Im Dezember 2000 wurde das Kirchschullehen (Wohnung in der alten Schule – Gemeindeamt) durch Vertrag mit der kommunalen Gemeindeverwaltung Hirtstein und danach mit der Stadtverwaltung Marienberg durch Auszahlung an die Kirchgemeinde abgelöst.
Am Pfingstsonntag, dem 3. Juni 2001, fand anlässlich der 600-Jahrfeier von Reitzenhain ein Zeltgottesdienst mit allen noch lebenden Geistlichen der Kirchgemeinde statt. Mit ca. 650 Besuchern war es der beste Gottesdienstbesuch aller Zeiten. Während der Bauphase in der Kirche, ab 21. Juni 2001, fanden die Gottesdienste im Pfarrhaus statt. Durch viele freiwillige Arbeitseinsätze der Gemeindeglieder in der Kirche, wie z. B. Putz abhacken, Installation der gesamten elektrischen Anlage, Kirchenvorraumrenovierung, Erneuerung des Mittelganges und der beiden Seitenaufgänge, Verlegung von Steinplatten u. a. konnten die Baukosten verringert werden. Die Ausführung der Gewerke erfolgte durch Baufirmen der Region. Fünf flämische Kronen und zehn Wandleuchten erstrahlen beim Gottesdienst. Der Kircheninnenraum war schlicht, aber schön geworden. Die Gemeinde und alle Gäste freuten sich über die gelungene Farbgebung.
Zum 310. Kirchweihjubiläum am 23. September 2001 ist die völlig neu renovierte Kirche in einem Dank- und Festgottesdienst feierlich eingeweiht worden.
Im Jahr 2001 wurde auch die Wasserleitung auf dem Friedhof erneuert. Insgesamt sind zwischen 1995 und 2001 ca. 653.000 DM für Bauarbeiten ausgegeben worden. Davon wurden aus staatlichen und kirchlichen Fördermitteln 459.000 DM finanziert, die u. a. bereitgestellt wurden durch das Regierungspräsidium Chemnitz, die Sächsische Landeskirche, die Stiftung Denkmalpflege Bonn, das Bezirkskirchenamt Chemnitz und die Sparkassenstiftung des Mittleren Erzgebirges. Aus Eigenmitteln kamen 194.000 DM, die sich aus Haushaltsmitteln, Kollekten und Spenden zusammensetzten.
Zu seinem bereits hohen Arbeitspensum bekam Pfarrer Weisflog ab 11. Juni 2002 die Vakanzvertretung von Pobershau von Herrn Superintendent Tischendorf zugewiesen. Dies führte zu noch weniger Zeit in den beiden Pfarrstellen.
Im „Jahr der Bibel 2003“ sind an alle Haushalte der Kirchgemeinde das Markusevangelium mit dem Römerbrief kostenlos verteilt worden.
Der Jugendraum im Pfarrhauskeller konnte endlich nach langer Bauzeit durch die Junge Gemeinde im gleichen Jahr genutzt werden.
Im Anschluss an den Ausbau der Kirchgasse wurde auf Veranlassung der Stadtverwaltung Marienberg der Kirchenvorplatz durch die Großrückerswalder Tiefbaufirma Swing und CUT mit Natursteinpflaster ausgelegt.
Bei einer im November 2003 durchgeführten Begutachtung ist unsere gesamte Orgel vorn Gutachter Herrn Dr. Hodick aus Dresden als Denkmal anerkannt worden.
Ende des Jahres erhielten das Kruzifix und die beiden Leuchter auf dem Altar durch Spendengelder eine neue Silberauflage in Freiberg.
Die neu eingebaute Toilettenanlage in der Kirche wurde freigegeben.
Die Restaurationen des Taufsteins und des Orgelgehäuses sind durch das Landesamt für Denkmalschutz, Herrn Dr. Lorenz aus Dresden, freigegeben worden. Diese Aufgabe übernahm Restaurator Herr Moosdorf aus Freiberg.
Der als „Baupfarrer“ in der Gemeinde eingegangene Pfarrer Weisflog wurde im Gottesdienst zum Kirchweihsonntag, am 26. September 20A4 in unserer Kirche durch die Gemeinde, den Kirchenchor, die Jungen Gemeinde, die einzelnen Kreise sowie den Kirchenvorstand verabschiedet. Von Oktober 2004 bis August 2005 war Pfarrer Tilo Jantz aus Rübenau Vakanzvertreter in unserer Gemeinde. In dieser Zeit erhielten Taufstein und Orgel eine neue Farbgestaltung. Das Innenleben der Orgel wurde vom Orgelbauer Herrn Wünning aus Großolbersdorf restauriert und erneuert. Die Tastatur wurde in Leipzig mit Rinderknochenmaterial neu belegt. Die Gesamtkosten dafür betrugen ca. 41.000 €. Die Weihe der neu gestalteten Orgel fand im Festgottesdienst am 2. Advent 2005 statt.
In einer gemeinsamen Sitzung der beiden Kirchenvorstände Kühnhaide/Reitzenhain und Satzung mit Pfarrer Jantz am 30. August 2005 wurde Herr Christoph Rummel als Vikar für beide Gemeinden vorgestellt. Er war vorher in Dresden in der Johanneskirchgemeinde als Vikar tätig. Die Ordination zum Pfarrer für das Schwesternkirchverhältnis erfolgte im Gottesdienst am 11. September 2005 in der Kirche zu Kühnhaide.
Am 6. April 2006 wurde in der Kirchenvorstands-Sitzung ein Novum für unsere Kirchgemeinden beschlossen. Die Vorkonfirmanden können nach entsprechender Vorbereitung im Konfirmandenunterricht das Erstabendmahl am Gründonnerstag einnehmen.
Auch aus unserer Gemeinde sind immer wieder junge Menschen in den kirchlichen Dienst gegangen. Bis zum heutigen Tag gibt es eine aktive Kirchgemeinde in unseren beiden Orten, in der an Gott und Jesus Christus geglaubt wird.
Dies zeigt sich in vielen verschiedenen Gemeindekreisen, wie der Jungen Gemeinde, dem Mutti-Kind-Kreis, dem Frauenkreis, dem Bibelgesprächskreis und einem Hauskreis. Kinder und Jugendliche lernen in der Christenlehre und im Konfirmandenunterricht die christliche Botschaft kennen. Jeden Sonntag treffen sich Kinder zum Kindergottesdienst im Pfarrhaus. Unser Kirchenchor und der Flöten- und Gitarrenkreis unter Leitung von Frau Kantorin Anke Kaus bereicherte viele unserer Gottesdienste.
All das verdanken wir nicht nur hauptamtlichen Angestellten, die hier gelebt und gewirkt haben, sondern auch vielen treuen Gemeindegliedern, die es immer wieder gab und hoffentlich auch weiterhin geben wird.
Wir wollen Gott dankbar sein, dass er bis heute seine Gemeinde erhalten hat und erbitten seinen Segen für uns und die Generation, welche nach uns kommt.