Zwischenzeitlich war folgendes passiert: Die Konfirmation zu Palmarum 1945 wurde von Pfarrer Rudolf Böttrich, damals wohnhaft in Reitzenhain, durchgeführt.
Am 22. April 1945 hatte ein Pfarrer Paul Sturm eine Sondersitzung des Ortskirchenausschusses einberufen und teilt den Anwesenden mit, dass er aus Dresden-Johannstadt (Trinitatis-Gemeinde) käme, dort ausgebombt und mit seiner Frau im Pfarrhaus eingezogen sei. Er habe das Vikariat in Kühnhaide übernommen und sei sozusagen der amtierende Pfarrer. Für den 12. August 1945,16.00 Uhr berief er eine Kirchgemeindeversammlung in die Kirche ein, die von etwa 130 Gemeindemitgliedern wahrgenommen wurde. Es wurde über die Lage der Kirche gesprochen und mitgeteilt, dass nach dem Zusammenbruch des Naziregimes die Kirche und ihre Organe die volle Handlungsfreiheit und Selbständigkeit behalten haben. Nach Differenzen mit Familie Wohlgemuth verzog Pfarrer Sturm Mitte September nach Mittweida.
Nach dem Weggang des stellvertretenden Superintendenten Pfarrer Kircheis in Pobershau wechselte Pfarrer Wohlgemuth im April 1946 in diese Gemeinde.
Die Vakanzzeit in Kühnhaide wurde weiter von Pfarrer Wohlgemuth überbrückt. Die Suche nach einem neuen Pfarrer für Kühnhaide war schwierig. Mehrere Bewerbungen sehr fähiger, guter Pfarrer lagen vor. Diese vom Ortskirchenausschuss bereits gewählten Geistlichen traten letzten Endes in einer anderen Gemeinde ihren Dienst an. Hier hatte auch das Landeskirchenamt nicht gerade vorteilhaft für Kühnhaide gehandelt. So wurde laut Dienstanweisung des Landeskirchenamtes vom 6. November 1946 Herr Paul Friedrich Anke, Pfarrer an der Hoffnungskirche zu Dresden, nach Kühnhaide abgeordnet und als Vikar tätig. Seine Dienstausübung in der Gemeinde war durch seine ehemalige Parteizugehörigkeit gefährdet. Auf Anraten der damaligen Entnazifizierungskommission wurde Pfarrer Anke am 12. Mai 1948 zur Dienstaufgabe gezwungen.
Aus Friedrichsgrün bei Zwickau kam strafversetzt Herr Pfarrer Christian Friedrich Heinig nach Kühnhaide. Er begann seinen Dienst als Pfarrvikar, da er den Deutschen Christen angehört hatte. Diese Besetzung durch das Landeskirchenamt war sehr unglücklich, da in Kühnhaide gerade Pfarrer Reisner sehr gegen die Deutschen Christen gekämpft hatte. Bis zur endgültigen Wahl am 16. März 1950 zum Ortspfarrer hat Pfarrer Wohlgemuth weiterhin die Sitzungen des Kirchenvorstandes als Vorsitzender geleitet. Eine Lähmung behinderte Pfarrer Heinig in seiner Dienstausübung sehr. Seine Frau unterstützte ihn wesentlich bei der Verkündigung des Evangeliums in den Zusammenkünften der Kreise.
Aus Anlass der Generalvisitation am 20. Mai 1953 weilten der Landesbischof Hugo Hahn und Oberlandeskirchenrat Kleemann in Kühnhaide.
Während der Dienstzeit Pfarrer Heinigs wurde die Kirchgemeinde Anfang der 50er Jahre die Patengemeinde Haren/Ems in Niedersachsen zugeordnet. Nach der Wende wurden die Beziehungen zwischen den beiden Partnergemeinden mit gegenseitigen Besuchen ausgebaut. Aus Altersgründen ist Pfarrer Heinig Mitte des Jahres 1959 aus dem Dienst ausgeschieden. Er siedelte im Februar 1961 mit seiner Familie nach Frankfurt/Main über.
Am 1. September 1959 kam Herr Friedemann Schubert vom Predigerseminar Lückendorf als Vikar nach Kühnhaide. Die Ordination erfolgte am 22. Juni 1960 in der Kirche. Am 2. Mai 1962 erfolgte auf persönlichen Wunsch Pfarrer Schuberts die vorzeitige Versetzung nach Olbernhau.
Am 14. Juni 1962 ist die Gemeinde Kühnhaide vom geplanten Talsperrenbau ab 1968 im Schwarzwassertal informiert worden. Für die Folgezeit wurde sämtliche Bautätigkeit im Ort untersagt. Da Kirche und Pfarrhaus im Einzugsbereich der Schutzzone 1 lagen, sollten diese, wie auch viele andere Gebäude des Ortes, abgebrochen und in Reitzenhain neu errichtet werden. Für einen Teil der 993 Einwohner waren in Marienberg Neubauwohnungen vorgesehen.
Herr Rudolf Hübler trat am 1. September 1962 als Vikar seinen Dienst in Kühnhaide an. Auch er kam vom Predigerseminar in Lückendorf. Die Ordination erfolgte am 9. Juni 1963 in der Kirche zu Kühnhaide.
In der Sitzung vom 11. Oktober 1963 setzte die Wasserwirtschaft durch einen Bericht den Kirchenvorstand davon in Kenntnis, „dass der Friedhof wegen des bevorstehenden Talsperrenbaus in Kühnhaide für Bestattungen ab 1. Januar 1964 gesperrt wird. Beerdigungen und Urnenbeisetzungen haben auf dem Gemeindefriedhof in Reitzenhain zu erfolgen“.
In einer gemeinsamen Sitzung des Kirchenvorstandes mit Herrn Superintendent Meinel, Landeskirchenrat Schulze und des Baupflegers und Architekten Dr. Laudeley am 12. Oktober 1965 wurden die Baupläne für Kirche und Pfarrhaus vorgelegt. Dem Entwurf wurde zugestimmt, da Kirche und Pfarrhaus sich gut in unser erzgebirgisches Landschaftsbild in Reitzenhain einfügten und durch ihre moderne Inneneinrichtung dem Geist unserer Zeit entsprachen.
Am 6. September 1966 feierte unsere Gemeinde das 275-jährige Bestehen der Kirche in Kühnhaide. In der Festschrift schreibt Pfarrer Hübler im Vorwort: „Voller Dankbarkeit schauen wir auf die Geschichte unserer Kirche, die so eng mit der Geschichte unseres Ortes verbunden ist. Wenn wir in den Septembertagen des Jahres 1966 in festlicher Weise unseren Gedenktag der Kirchweihe begehen, dann nicht nur, weil wir zur Pflege wertvollen Kulturerbens aufgerufen sind, sondern weil wir als Gemeinde das Zeugnis unsere Liebe zu der Stätte ablegen wollen, an der wir seit 275 Jahren uns ums Wort und Sakrament unseres Herrn versammeln dürfen“.
Im Jahr 1967 wurde in der DDR der gesetzliche Schutz mehrerer kirchlicher Feiertage aufgehoben (u. a. Ostermontag, Himmelfahrt, Reformationsfest, Buß- und Bettag).
Seine Abschiedspredigt hielt Pfarrer Hübler am 5. Oktober 1969. Am 19. Oktober trat er dann seinen Dienst in Oberwiesenthal an.
Die Vakanzzeit wurde mit Pfarrer Martin aus Rübenau überbrückt.
Am 1. Februar 1970 kam Herr Ludwig Ruscher als Vikar von einem Vorbereitungslehrgang in Lückendorf nach Kühnhaide. Die Ordination zum Pfarrer erfolgte am 6. Dezember 1970 in der Kirche.
Im Juli 1971 besichtigte der Baupfleger Dr. Laudeley die Kirche und vereinbarte mit dem Kirchenvorstand:
- Entfernung der Leuchter, Ersatz durch Glaspendelleuchten
- Entfernung der Kanzelempore mit Treppe
- Ausmalung der Kirche mit Kalklatexanstrich.
So ist der gesamte Innenraum unserer Kirche verändert worden. Die Kanzel über dem Altar wurde höher gesetzt und die zwei Seitengitter am Altar entfernt. Gleichzeitig erhielt unsere Kirche eine neue elektrische Anlage.
Anfang März des Jahres 1972 tobten auf dem Erzgebirgskamm wieder einmal orkanartige Stürme. Während dieses Unwetters erlitt der Kirchturm erhebliche Schäden. Das vom Rost stark angegriffene Turmkreuz mit Wetterfahne wurde aus der Verankerung gerissen, blieb auf dem Turm hängen und beschädigte den ohnehin schon reparaturbedürftigen Turm noch weiter.
Die Bergung des Turmknopfes wurde von vielen Kirchgemeindemitgliedern verfolgt. Die Öffnung des im Turmknopf gefundenen Kästchens erfolgte öffentlich auf dem Platz vor der Kirche. Man freute sich, in Dokumenten und Münzen Zeugen aus vergangenen Zeiten gefunden zu haben. Der entstandene Sturmschaden veranlasste den Kirchenvorstand, zumal der Talsperrenbau offiziell auf 1965, inoffiziell aber auf unbestimmte Zeit verschoben worden war, nunmehr die notwendigen baulichen Instandsetzungsarbeiten durchführen zu lassen. In freiwilligen Aufbaustunden von Zimmerleuten und Tischlern der Kirchgemeinde wurde die Turmkuppel neu geschalt. Der Dachdeckermeister G. Mätzold aus Pockau deckte die Kuppel mit Schiefer und Kühnhaidner Maurer putzten den Turm neu. Der Klempnermeister Otto Freier aus Reitzenhain fertigte ein neues geradliniges Kreuz, welches zusammen mit dem Turmknopf von Malermeister Decker aus Thum vergoldet wurde.
Von den in der Kugel vorgefundenen Originalschriftstücken sind Kopien anfertigt, und mit einer vierten Schrift aus der Gegenwart ergänzt und zurückgelegt worden. Die vorhandenen Münzen wurden katalogisiert und mit derzeitig gültigen Münzen ergänzt und ebenfalls beigefügt.
Das Dach der Kirche erhielt 1973/75 eine neue Schiefereindeckung. Die kleinen Dächer der Anbauten deckte man mit Preolitschindeln ein.
Die Beleuchtung im Pfarrsaal wurde 1973 durch Lichtbauelemente ausgetauscht.
1974 bekam der Kirchberg nach Bereitstellung des Materials durch die politische Gemeinde in Eigenleistung eine neue Mischsplittdecke.
Der 1975 zwischen Pfarrer Ruscher und Pfarrer Michel aus Hörbach/Westerwald vereinbarte Patenschaftsvertrag für die Kirchgemeinden Kühnhaide/Reitzenhain und Hörbach wurde durch einen Besuch des Kirchenvorstandes am 18. Juni 1976 in Kühnhaide mit Leben erfüllt. Durch diese Begegnung sind über die bestehenden Grenzen hinweg menschliche Beziehungen neu geknüpft worden, die sich für unsere Kirchgemeinde in der Zeit des Mangels sehr hilfreich auswirkten. Nach dem Fall der Mauer erfuhr die Partnerschaft mit der Patengemeinde durch gegenseitige Besuche eine noch engere Bindung.
Pfarrer Ruscher übte seinen Dienst bis zum 31. März 1977 in Kühnhaide aus. Am 1. April nahm er eine Stelle als Referent im Landeskirchenamt in Dresden an.
In der Vakanzzeit war Herr Pfarrer Rau aus Lauterbach für die Gemeinde da.
Herr Martin Schiefer begann am 1. September 1978 aus Leipzig kommend seinen Dienst in der Kirchgemeinde. Am 1. Advent, den 3. Dezember 1978, erfolgte die Ordination.
Nach der langjährigen Sperre des Friedhofes waren vor der voraussichtlichen Wiedereröffnung im Jahr 1982 umfangreiche Sanierungsarbeiten erforderlich. Der marode Friedhofszaun wurde in freiwilligen Arbeitseinsätzen erneuert, die alte Friedhofshalle abgerissen und durch einen geräumigen Neubau ersetzt. In diesem Zusammenhang ist das Grundstück mit der Halle ausgegliedert und der politischen Gemeinde übertragen worden. Vor der Halle stellte die Kirchgemeinde ein großes Eichenholzkreuz auf. Die erste Beerdigung aus der Halle erfolgte Ende September 1984.
Das Pfarrhaus erhielt im Sommer 1983 einen neuen Außenputz. Die Holzverkleidung bekam durch Gemeindeglieder einen neuen Schutzanstrich.
In einer groß angelegten Aktion der Kirchgemeinde ist im Frühjahr 1987 der gesamte Altarplatz der Kirche mit kubanischen Marmorplatten erneuert worden. Im selben Jahr wurde die Orgel durchgesehen, erneuert und intoniert,
Die Bewohner von Kühnhaide und Reitzenhain lebten in den 80er Jahren recht ruhig und hatten sich mit den bestehenden Verhältnissen mehr oder weniger abgefunden. Die meisten Menschen glaubten kaum noch an eine Veränderung der politischen Lage. Da begann es im Jahr 1989 im Land zu rumoren. Tausende Menschen verließen über Ungarn die Heimat. Es kam zu Protestdemonstrationen im ganzen Land. In Kühnhaide wurde durch Pfarrer Martin Schiefer der „Runde Tisch“ gegründet. Am 9. November 1989 fand in der voll besetzten Kirche zu Kühnhaide ein Forum mit Pfarrer Schiefer, dem Kirchenvorstand, Vertretern der LDPD und Gemeindemitgliedern über die gegenwärtige Lage in der DDR statt. Missstände und mögliche Veränderungen wurden aufgezeigt. Im Laufe dieser Versammlung erfuhren die Anwesenden von der Grenzöffnung zur Bundesrepublik Deutschland, was einen Jubelsturm unter den Gekommenen auslöste. In der Folgezeit wurden dann auch die Beobachtungen und Notierungen der Kirchgänger durch bestimmte Personen in unserem Ort eingestellt.
Im Herbst 1990 waren beide deutsche Staaten wiedervereinigt. Die in der DDR abgeschafften kirchlichen Feiertage wurden wieder eingeführt.